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Chronik

Chronik

Der Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Groß Dortmund und Lünen im Spiegel der Zeiten 1912-1962

Eine Chronik zu einem 50 jährigen Jubiläum zu schreiben fällt schwer, wenn die Unterlagen dem Kriege zum Opfer fielen oder aber in unbekannten Händen still verfallen.

Durch einen glücklichen Zufall ist uns das Kassenbuch des Kreisverbandes des Landkreises Dortmund mit einem Kassenübertrag aus dem Jahre 1912 erhalten geblieben, so dass der Kreisverband also nachweisbar 50 Jahre besteht.

Wie aus einem alten Bericht des Verbandes der Geflügelzüchter-Vereine von Westfalen, gegründet 1886, dem heutigen Landesverband Westfalen-Lippe hervorgeht, ist der Verband des Landkreis Dortmund nicht viel jünger als der Landesverband.

Der älteste Geflügelzüchterverein im Dortmunder Gebiet ist der GZV Gallus-Club von 1875, also noch elf Jahre älter als der Landesverband. Leider sind die alten Unterlagen verloren gegangen.

Es folgen die Vereine Lütgendortmund von 1892, Schüren 1892, Husen-Kurl 1901, Marten 1901, Brackel 1902, Eving 1907 und Dorstfeld 1912. Nach einer Meldung des Vereins Lünen-Süd aus dem Jahre 1933 wird der damalige Zfr. Ploeger, langjähriger Züchter rebhuhnfabiger Italiener und Preisrichter, als Mitbegründer des Kreisverbandes für den Landkreis Dortmund benannt. Nach den hier gemachten Angaben müßte dann die Gründung 1907 erfolgt sein.

Kassenmäßig erfasst waren 1913 folgende Vereine: GZV Husen-Kurl, Derne, Lanstrop, Brechten, Lünen, Rauxel, Eving, Brambauer, Horstmar und Sodingen. Also zehn Vereine, für die an den Bezirksverband in Arnsberg als Beitrag pro Mitglied 10 Pfennig abgeführt wurden. Der abgeführte Beitrag steht mit 43 Mark zu Buche, demnach betrug die Mitgliederzahl 430.

Die Zuchtstation war in Horstmar.

Von 1914-1916 blieb die Zahl der dem Kreisverband angeschlossenen Vereine konstant, um in den Jahren 1917-1918 beitragsmäßig auf fünf Vereine, nämlich Sodingen, Lanstrop, Lünen, Derne und Alten-Derne abzusinken.

Im Jahre 1919 wurde der Kreisverband nun unter der Bezeichnung- Kreisverband Dortmund-Stadt und Land gegründet. Im Jahre 1920 gehören dem Kreisverband neben dem Verband der Kleintierzüchter wieder 20 Vereine mit ca. 950 Mitgliedern an. Interessant ist die Mitgliederbewegung, 1921 stieg die Mitgliederzahl bis auf 1565 und war der Verein Nette-Mengede mit 150 Mitgliedern neben dem Verband der Kleintierzüchter, der dem Kreisverband angeschlossen war und für 538 Mitglieder zahlte, der stärkste Verein.

Es folgen die Vereine Rauxel mit 102, Brackel und Wambel mit je 80, Gallus mit 74, Lünen mit 65, Eving mit 61 und Derne-Oberbecker mit 50 Mitgliedern. Unter der Leitung des 1.Vors. Herrn Lehrer Stüwe, ausgerichtet vom Verein Derne und Umgebung, fand am 13.bis 15. Januar 1922 in Derne die Kreisverbandschau des Kreisverbandes der Geflügelzüchtervereine im Stadt-und Landkreis Dortmund statt. Es standen 881 Nr. Hühner und Zwerge 12 Nr. Wassergeflügel, 16 Stämme und 18 Nr. Militärbrieftauben zur Schau. Mit dem Vorwort des Herrn Stüwe, welches hier im Wortlaut folgt konnte jederzeit auch 1945 begonnen werden:
"Treibt Geflügelzucht

Der durch den unheilvollen Weltkrieg so arg gestutzte Stammbaum unserer deutschen Geflügelzucht treibt wieder neue Äste und Zweige, seine Krone wird von Jahr zu Jahr wieder runder und voller. In Stadt und Land haben Alte und Junge Züchter sich wieder zusammengefunden unter der Devise: Die Versorgung des deutschen Volkes mit den Produkten von deutschem Geflügel. Gewiss ein hohes Ziel, ein schweres Stück Kulturarbeit. Aber die Schwere der Arbeit darf und soll uns nicht abhalten das verdienstvolle, vaterländische Werk zu vollbringen. Breite Schichten unseres verarmten Volkes seufzen unter Mangel der notwendigsten Lebensmittel, für dahinsiechende Kinder, Kriegskrüppel und eine große Schar Skrofuloser ist Schmalhans Küchenmeister. Für sie alle erschließt die rationell betriebene Geflügelzucht neue Quellen zu einem kräftigenden Lebensunterhalt, sie zu heben und zu pflegen ist darum eine zwingende Notwendigkeit unserer Zeit. Wohlan denn, ihr Männer und Frauen, die ihr in der Lage seid, Geflügel zu halten, und sei es auch in bescheidenstem Maße, schließt die Reihen unserer Geflügelzuchtvereine, ihr arbeitet dadurch mit am Wiederaufbau unserer zerschlagenen Vaterlandes. Keiner ist zu arm und gering, seinem Vaterland zu dienen, wohl aber sind viele zu schlecht dazu. Mit Genugtuung kann konstatiert werden, dass unser Kreisverband im Stadt-und Landkreis Dortmund gerade im letzten Jahr einen schwungvollen Aufstieg zu verzeichnen hat; die Zahl der Vereine beläuft sich auf 29, die Mitgliederzahl auf rund 3000. Aber bei weitem ist noch nicht alles getan. Gerade die naturgemäß geeignetsten Pflegestätten des Geflügels, Höfe und Güter unserer Landwirtschaft sind vom wirklichen Fortschritt der Geflügelzucht noch vielfach unberührt. Hier muß mit aller Kraft unsere Werbearbeit einsetzen, bis jeder deutsche Bauernhof eine Geflügelfarm geworden ist. Sol das geschehen, so muß die Geflügelzucht Leistungszucht werden. Dieses Ziel verfolgt auch unser Kreisverband, dass er auf diesem Wege bereits ein gutes Stück vorangekommen ist, bewiest seine diesjährige Geflügelschau. Sie zeigt fast keine Zier-und Luxustiere, dafür aber umso mehr Nutzgeflügel in voller Form und Farbe. Der Kreisverband wird diesen Weg ohne Rast weiter gehen, altbewährte Züchter stehen den Jungen mit Rat und Tat zur Seite, so dass der volle Erfolg nicht ausbleiben wird. Die Kraft und Arbeit des einzelnen versagt oft, aber im Bunde mit Gleichgesinnten ist sie stark.

DARUM: Immer strebe zum Ganzen! Und kannst du selber kein Ganzes werden als dienendes Glied, schließ an ein Ganzes dich an!

Derne, Silvester 1921 gez. F. Stüwe 1.Vorsitzender des Kreisverband der Geflügelzuchtvereine im Stadt und Landkreis Dortmund

Als Richter waren tätig: 1. Oswald Hepke, Gütersloh; 2. W. Walther, Oldenburg; 3. W. Hagedorn; 4. K. Ploeger, Lünen; 5. W. Kaufmann, Herford; 6. Joh. Lienkamp, Hamm.

Die Schau stand unter einem ungünstigen Stern, die Inflation kam auf uns zu und erstickte all die schönen Worte und Hoffnungen des Herrn Stüwe, bevor sie reifen konnte. Waren es lt. Meldung des Herrn Stüwe 1921 bei 29 Vereinen ca. 3000 Mitglieder, ging der Bestand der Mitglieder 1922 bis auf 1345 zahlende Mitglieder zurück.

An Vereins und privaten Spenden gingen 1923 nicht weniger wie 105.280 Mark ein.

Der Verein Sodingen allein spendete neben seinem Beitrag von 530 Mark die stattliche Summe von 75.000 Mark. An den Spenden beteiligten sich die Vereine Dorstfeld, Eving, Oberbecker, Marten und Kirchlinde. Private Spender waren die Zfr. Stüwe, Dröge, Benninghoff, Brockmann und Sohn, Waskönig und Krause. In das Jahr 1923 fällt wahrscheinlich auch die Gründung der Vereinigung westdeutscher Geflügelzüchter e. V. mit dem Sitz in Dortmund, Vorsitzender Herr Otto Weber, Dortmund-Eving. Die Vereinigung erstreckte sich über Westfalen und Rheinland.

Die 1. Allgem. Rhein-Westfälische Geflügelausstellung, verbunden mit den Sonderschauen der Plymouth Rocks u. Rheinländer, unter dem Protektorat des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Eickhoff, fand vom 11. Bis 13. November 1921 im Städt. Magerviehhof zu Dortmund statt. Veranstaltet von den Vereinigten Geflügelzüchter- Vereinen Dortmund. Aussteller aus den heutigen Landesverbänden Westfalen-Lippe und Rheinland Stellten Insgesamt 2114 Nr. Hühner, Zwerge, Wassergeflügel und Tauben zur Schau.

In den nachfolgenden Jahren fanden dann regelmäßig die Schauen der Vereinigung Westdeutscher Geflügelzüchter e.V. im Dortmunder Magerviehof, Fredenbaum und Reinoldus und zuletzt 1928 und 1929 die Großen Schauen in der Westfalenhalle statt. Die beachtliche Zahl der ca. 4000 Nr. Geflügel aller Art beweist die Beliebtheit der damaligen Dortmunder Schauen.

Erwähnenswert ist, dass 1928 unter der Leitung des Herrn Lehrer Rudolf Knoop in der Schule Dortmund-Nette der erste Schulgeflügelhof in Deutschland gegründet wurde. Täglich wurden zwei Stunden Geflügelkunde im Unterricht aufgenommen. Wechselseitig wurden die Tiere von den Kindern betreut. In den Jahren 1933 wurde der Hof Geschlossen. Es war ein schöner Anfang der Jugendbetreuung der reichlich Segen bringen konnte.

Die 3.Große Dortmunder Geflügelschau sollte vom 3.bis 7.Dezember 1930 abgehalten werden. Laut einstimmigem Beschluss der Bundesversammlung in Kiel sollte im Januar 1932 die Nationale in Dortmund stattfinden. Beide Schauen gingen in dem politischen Wirren der damaligen Zeit unter. 1933 betrug der Kassenbestand des Kreisverbandes 681,76 Mark. Mit 39 Vereinen, 940 Mitgliedern und dem Kassenstand von 88,97 Mark wurde der Kreisverband Dortmund am 20.Februar 1934 in den Reichsverband der Geflügelwirtschaft, Fachschaft II Rassegeflügelzucht, Gau Westfalen, unter dem damaligen Gaufachschaftswalter Wilhelm Wende übernommen.In den Jahren bis 1939 wurden in Dortmund noch verschiedene Schauen abgehalten. 1937 ging der damalige Provinzial verband (Landesverband) unter Herrn Wende mit der 1. Schau nach Hamm. Dortmund hatte, dank großer Vorsorge, ca. 6000 Nr. Ausstellungskäfige, die leider 1944 unter der Assistenz des Herrn Pleuger von der Stadt Dortmund verkauft und Verteilt wurden.Mit Hilfe der Stadt und der Westfalenhallen AG, will der Kreisverband Groß Dortmund und Lünen versuchen, Dortmund wieder in die Reihe der Großschauen einzugliedern.Der Versuch ist geglückt, hoffen wir, dass die Westfalenhalle als dauerndes Domizil dem Kreisverband für seine Ausstellungen erhalten bleibt.In diesem Sinne hoffen wir, das trotz aller Wiederstände der neuen Zeit die Liebe zum Tier und zur Natur erhalten bleibt, und das sich immer Liebhaber und Idealisten finden mögen, die den Kreisverband Groß-Dortmund und Lünen auch die nächsten 50 Jahre auf der heutigen Höhe, zum Wohle der deutschen Rassegeflügelzucht, halten.

Alfred Modler



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